Es geht nach Hause

Ein Abschiedsfoto im Bahnhof Dresden

Warten bis der Zug kommt, Einstieg und Fahrrad an den Haken

Im Zug begleitete mich ab Leipzig eine junge Mutter aus Langenfeld mit ihrem sehr ruhigen Sohn. Sie war zu Besuch bei einigen Verwandten u. a. bei den Ur-Großeltern des Jungen. Es war schön anzusehen, wie Kinder aufwachsen können und im Leben betreut werden. Zwei weiteren Begleiterinnen erzählte ich einiges von meiner Elberad-Tour. Beide nahmen die Geschichten mit Interesse auf und notierten sich am Ende: Rotterdam ist auch ein tolles Ziel für eine Radtour. Die Frauen selbst begannen an diesem Tag eine Radtour von der Quelle der Ems (nördlich von Paderborn) bis zur Mündung dieser in Emden / Nordsee.

Wer weiß, wo mich meine nächste Radtour hinbringt.

Ein freier Tag in Dresden

Heute habe ich mir Dresden mit dem Fahrrad angeschaut:

Zuerst den Bahnhof, damit ich weiß, wo es Morgen früh mit dem IC losgeht und wie die Bedingungen sind, mit dem Fahrrad hier ans Gleis zu kommen. Ebenso ein Ticket gekauft, um am Abend mit dem Bus den Berg zum Hotel hinauf zu kommen.

Dann ging es zum Zwinger, wo ein Riesenzelt mit einer 270 Grad Kuppel stand, in dem ein besonderes Film-Event statt fand: Zwinger Xperience „Die Jahrhunderthochzeit“

Dann ging es über die sich noch immer im Bau befindliche Augustusbrücke in die Innere Neustadt, für mich das Künstlerviertel. Dort durch die Gässchen zwischen Hauptstraße 9 und Hauptstraße 21. Zwischen einigen gastronomischen Lokalen werden dort unterschiedliche künstlerische Produkte veräußert. Die Strassen um die Dreikönigskirche – Haus der Kirche Dresden – bieten weitere Restaurant und feinere Wohnungen für die Kunden der genannten Gescäfte.

Weiter über den Albertplatz in die Äußere Neustadt, bunter, sozialer, multi-kultureller, freakisch, hippisch, … als Student hätte ich hier wohnen wollen oder zu mindestens meine Abendstunden oft verbracht.

Nach einem Kaffee fahre ich in den Rosengarten an die Elbe,

eine Blume

und eine Abkühlung

Das Ende des Nachmittags sollte als Ziel den „Blauer Engel“ haben. Doch ein Regenschauer ließ mich dieses Vorhaben 1 km vor der Brücke abbrechen und ein Unterschlupf wurde aufgesucht.

Als die Tropfen nachließen fuhr ich zurück zum Zwinger und von dort in eines der Watzke-Lokale in die Altstadt zu meinem letzten Abendessen der gesamten Tour. Ein Bus brachte mein Fahrrad und mich leicht und locker den Berg hinauf zum Hotel.

Gute Nacht Dresden.

Es naht das Ziel

Nach dem Ort Sörnewitz scheint sich mir die Landschaft zu ändern. Kleine Berge rechts und links der Elbe erheben sich, zwischendrin einige schöne Gebäude.

Ich erreiche das Ortseingangsschild von Dresden:

„yippie“

Ich suche ein Hotel per Telefon, ausgebucht, ausgebucht, … Ja, für 2 Nächte ist ein Zimmer frei, Hotel Wyndham Garden Dresden. Ich fahre nach dem erneuten Befüllen meiner Trinkflasche in einem Sonnenstudio – Danke Susi – direkt los. Aus gedachten 4 km werden laut Google 6 km. Kein Problem denke ich. Es geht in den südwestlichen Teil von Dresden, also durch die Neustadt, auf die andere Elbeseite, vorbei am Stadion und Zoo. Doch was nun, es geht leicht bergauf. Das leicht verschwindet, dafür kommt schwer. Und es scheint kein Ende zu nehmen. Es wird kurvenreicher, steiler und steiler. Der letzte Kilometer lässt meine Lunge leer werden. Ich bin nicht einmal während der ganzen Fahrt wegen kleiner Berge abgestiegen, also jetzt auch nicht mehr. Ich kämpfe mich hoch zum Hotel, endlich angekommen. Abgestiegen, nur den Rucksack unter den Arm, ab an die Anmeldung. Und dann nach draußen an die Bar und trinken, trinken, trinken, … Apfelwasser hilft. Das Ziel ist erreicht.

Erneut Pause(n)

weil es einfach zu heiß ist.
Nahe Grödel ist ein alter Mühlenturm zu sehen, umgebaut zu einem Wohnhaus

Dahinter folgt Industrie

Es gibt sogar Kanuten, die die Elbe stromabwärts mit Gepäck befahren – kaum erkennbar hinter der Kurve

Ich schaffe es endlich ein Lokal zu finden. Die Lehmann Weinstuben in Seusslitz.

Ein großes Apfelwasser (ohne Eis, Herr Lehmann) kommt vom Chef selbst, da seine Frau Hitze bedingt einige Lieferschwierigkeiten hatte. Er füllt meine Wasserflasche auf, die seine Frau mit dem Hinweis „bitte auf der Toilette“ nicht entgegen nahm. Am Ufer steht das erste Schiff, welches ich seit Hamburg auf der Elbe sehe – wie gehabt Niedrigwasser. Weiter geht’s …

… Postkarten …

Aus Mühlberg heraus geht es über einen etwas engen Weg – eine von mir gedachte Abkürzung

Ich fahre durch Krenitz, sehe ein kleines rotes Auto mir entgegen kommen. Es fährt auf die gegenüber liegende Straßenseite und hält vor einem Haus, an dem ein roter Kasten angebracht ist. Ich erkenne: ein Briefkasten, in Rot.

Ich bleibe stehen und bitte Katarin meine Postkarten mitzunehmen. Sie nimmt sie entgegen, schaut und gibt sie mir ablehnend zurück. Da sind Deutsche Post Briefmarken drauf und keine von PostModern. PostModern ist eine in der Umgebung von Dresden anzutreffende „Deutsche Post“ Alternative. Danke der Mitarbeiterin Katarin – übrigens in Rot gekleidet – für die Aufklärung.

Zwei Dörfer weiter in Lorenzkirch kann ich meine Postkarten einwerfen

Ich erreiche Riesa, welcher auf der anderen Elbeseite liegt. Leider sehe ich nur einen weniger schönen Teil dieser Stadt

so dass meine Pause auch nicht so lang wird.

Erneut Thema „Wasser“

Früh fahre ich von dem Gasthof in Staritz weg. Es geht recht schnell über die Elbe via Brück Richtung Mühlberg. Am Ende der Brücke kann man hinter einem ca. 1 km langem Weg bereits das Dorf Mühlberg erblicken. Auf dem Weg dorthin geht gerade eine ältere Frau, welche einen Kinderwagen schiebt.

Nett von der Frau so früh am Morgen mit dem Enkelkind spazieren zu gehen. Ich halte neben ihr an, um dies ihr mitzuteilen und um ein wenig zu plaudern. Ich wollte gerade von dem Kind sprechen und schaue in den Kinderwagen. Der Inhalt: kein Kind aber zwei Kanister und eine Einkaufstüte. Gundula erklärt mir, dass sie seit 2007 (!!!) kein Leitungswasser mehr im Hause hat. Das Haus geriet teilweise in Brand und das Wassersystem ist zerstört. Leider besitzt sie die notwendigen 20000 Euro nicht, um die Reparatur durchzuführen. So geht sie jeden Tag die 2,2 km von Köttlitz nach Mühlberg, kauft dort ihre notwendigen Dinge (primär Medizin) und holt sich dort ihr Wasser. Dann geht es wieder zurück und gut ist. Ach ja, im Winter schaufelt sie ca. 600 m Schnee, denn sonst kommt sie mit dem Kinderwagen nicht nach Mühlberg. Und nein, noch nie hat irgend jemand beim Schnee schaufeln geholfen, nein. Benutzt wird der freie Gehweg jedoch von all den Kindern, die Morgens in die Schule nach Mühlberg gehen. Freundlich und mit einem sehr sehr mulmigen Gefühl im Magen verabschiede ich mich und fahre nachdenkend weiter.

Hitze – Frei

Das Ende des Tages naht. Es geht weiter nach Belgern-Schildau wo ich übernachten wollte. Alle Pensionen im Dorf sind leider ausgebucht, dies an einem Montag nicht Wochenende! Also telefonieren und nach einer Unterkunft suchen. Fündig werde ich in der Gaststätte & Pension Lindenhof in Staritz. Eine sehr einfache Unterkunft mit einer sehr schlichten Speisekarte.

Altes Torgau

Zur Mittagspause besuchte ich das alte Städtchen Torgau und genoss eine Thüringer – ja, ich bin mittlerweile in Sachsen, ich weiß – bei Hanswurst. Dann ein Blick auf das Schloss samt Bärengehege (schade, dieser Bär hat nicht so viel Auslauf).


Wie wird dieser Tag?

Nach einer sehr schlechten Nacht – es war zu heiß im Zimmer – gab es ein gutes Frühstück. Schnell gepackt und in die Pedalen. Tolle erste Stunde bis Ankunft Fähre Pretzsch: gesperrt. D. h. weiter rechtselbig bis Prettin.Es ist leicht bewölkt, Gewitter angesagt, hohe Temperaturen und hohe Feuchtigkeit.Dies wird ein schwerer Tag, nein hoffentlich nicht. OK, Fähre Dommitzsch-Prettin erreicht und rübergesetzt. Auf der linken Seite existiert eine große Durchfahrt durch den DeichDer Deich hier wurde 2007 erbaut. Grund: das Hochwasser ein Jahr zuvor. Ich bin überrascht, wie viel verschiedene Jahre der ganzen Elbe entlang genannt werden, wenn das Thema Hochwasser angesprochen wird. Jede Region hat da seine eigene Geschichten. Und angesprochen auf die erhaltene Hilfe, wird oft emotional reagiert. Gemeinschaft bindet. Weiter dem Elberadweg entlang. Klasse, rechts kann man auch auf dem Deich bleiben, also dort entlang. Pflastersteine für ca. 300 Meter, nun Schotterund dann?Egal, einfach links umgehen.Nach 400 m kam nun das weniger Angenehme. Der Weg endete hier. Bis auf ein 2 m breiter Streifen Acker, platt getreten durch Schafe, 100 m, 200 m, 500 m, 1000 m… nein mehr als 2 km über den Acker, bei nun schon 27 Graf Hitze, höllen Feuchtigkeit und Gegenwind. Hier wollte ich definitiv nicht hin. Und bei nur noch wenig Wasser in der Flasche. Also weiter – bis zu Peter. Am Ende des Ackerweges ging ich durch diese Häuserdurchfahrt

Dort versuchte ich bei einem verlassenen Büro Wasser zu bekommen. Da dies scheiterte ging ich zu einem gegenüber liegendem Haus und rief „Hallo“. Ein älterer Mann – Peter – erschien und seine Antwort: „Warum schellen Sie nicht?“. OK, ich entschuldigte mich und fragte mit Begründung nach einer Füllung meiner Trinkflasche. Peter sagte: kein Problem, Du kannst aber auch ein Bier haben. Ich verneinte, da ich mit dem Rad unterwegs bin. Peter erzählte mir, wie gut es ihm hier geht: in der Vergangenheit guter Job, Renovierung und Ausbau seines Hauses, Ruhe, Wohlfühlen, … Peter schien mir ein sehr zufriedener Mensch zu sein, primär liegt dies an dem Ort, wo anscheinend der Begriff Stress nicht existiert.